Encore M12/13
wiederum, immer noch, außerdem...
In letzter Zeit bekam ich immer wieder Fragen gestellt, was denn im obersten Schwierigkeitsbereich beim Mixedklettern los sei. Der große Boom, an dem eine Erfolgsmeldung die andere ablöste, verebbte sichtlich. Es kam die Frage auf, ob die Protagonisten das Interesse an schweren Mixedrouten verloren haben. Keinesfalls würde ich sagen, denn das Interesse ist größer denn je. Doch zur Eröffnung einer neuen Mixedroute im Highend-Bereich, die als solche nur dann zählt, wenn auch Passagen im Eis bewältigt werden, gehört meiner Meinung nach die Lösung mehrerer schwieriger Aufgabestellungen. Das hohe Kletterniveau allein reicht nicht aus um neue, harte Routen zu erschließen. Eine mindestens ebenso große Schwierigkeit stellt das Finden logischer Mixedlinien mit möglichst hohem Eisanteil und noch dazu mit Kletterpassagen, meist in extrem ausladenden Dächern, welche es durch komplexe und athletische Bewegungen erlauben, diese mit den höchsten Schwierigkeitsgraden zu versehen. Ein typisches Beispiel dafür ist die neue Route „Encore“ im Dryland bei Innsbruck. Bereits über fünf Winter lang blieb diese Linie unbemerkt, auch wenn ich bei jedem Besuch im Dryland daran vorbei spazierte. Resultierend aus dem immer höher werdenden Trainingsaufwand und des sich jährlich steigerndem Erfahrungsschatz der Spitzenkletterer, steigt das Leistungsniveau im Mixedklettern Jahr für Jahr. Routen, welche vor fünf Jahren das absolute Limit darstellten, werden von der Spitze heutzutage zum Aufwärmen geklettert. Diese Leistungsexplosion ist auch der Grund, warum ich bei einer Erstbegehung im Bereich um M13 das Finden der Linie als mindestens genau so schwierig betrachte, wie die Begehung selbst. Im heurigen Winter formte sich schon im November das erste Eis im Dryland. Untypisch für dieses Gebiet, das normaler Weise erst ab Mitte Jänner genügend Eis bietet, war heuer bereits Anfang Dezember schon recht viel Eis vorhanden. Motiviert durch den hohen Eisstand verbrachte ich einige Tage mit Benny Purner im Dryland und konnte schließlich am 12. Dezember, nach intensivem Ausbouldern und einigen Versuchen, die Züge meines neuen Projektes zusammenhängen. Die Schlüsselstelle von „Encore“ stellt ein unsicherer Sprung in ein Loch, gefolgt von maximalen Zügen im ersten, der beiden waagrechten Dächer dar. Um die Bewertung von „Encore“ genauer einstufen zu können, wiederholte ich die Routen „Tension“ M12+ und „Game over“ M13-. Vom Typ her unterscheidet sich „Encore“ von den beiden anderen Routen. Während in „Tension“ und „Game over“ vorwiegend die Ausdauer über den Durchstieg entscheidet, ist es in „Encore“ ein maximaler Sprung und dessen Auflösung. „Encore“ ist somit nicht einfach zu bewerten, ich stufe die Route jedoch irgendwo im Bereich zwischen den beiden Referenzrouten ein. Es hängt jedoch davon ab, ob einem eher Ausdauerrouten oder maximale Routen liegen. Im Dryland hat sich neben der Begehung von „Encore“ allerdings noch einiges getan. Benny Purner entwickelte sich zu einem absoluten Topkletterer, dies bestätigt er eindrücklich mit der 1. spurfreien Wiederholung von „Tension“ M12+ am 15. Dezember 2008. Zusätzlich konnte er mit der interessanten Linie „Seitenwind“ M9 das Gebiet um eine neue, schöne Route erweitern.
Hier ein paar Eindrücke aus dem Dryland von Klaus Kranebitter:
Sü(ss)dseite des Drylands | Tension M12+ | Crux von Encore M12/13 |
Sonnige Raststätte | Seitenwind M9 | Powermove in Encore M12/13 |
Schiefe Optik - Encore M12/13 | Seitenwind M9 | Abstieg - eba aba in da Nebel.. |